Weil es mich glücklich macht

Martina Lückerath, Kunsthistorikerin

Eine Begegnung mit Mauga wird schnell und zuweilen unerwartet zu einer Begegnung mit der zeichnenden und malenden Mauga. Ihre Utensilien scheint sie allzeit bereit mit sich zu führen.

Mit Stift, Kreide oder Pinsel und dem zumeist mit einem Schultergurt fixierten Zeichenbrett vor sich springt Maugas Hand sehr schnell und frei über das Papier und fängt ganz unmittelbar die Eindrücke ihrer Umgebung ein. Sei es in der einsamen Natur oder unter Menschen, sei es auf Straßen und Plätzen im Freien oder bei Veranstaltungen im Theater und in Ausstellungen, sei es aufrechtstehend und umhergehend oder sogar als Beifahrerin im Auto sitzend: Mauga zeichnet und malt nicht nur an der Staffelei in ihrem Atelier, sondern fast unentwegt und überall. Ein innerer Drang treibt sie schon seit Kindesbeinen dazu an und ihre schöpferische Kreativität erfüllt sie nach eigenem Bekunden mit Glücksgefühlen. Sie kann nicht anders. Zeichnen und Malen sind ihr Leben.

1963 im polnischen Katowice geboren, hat sie bereits als junge Schülerin mit großer Hingabe die freien Felder ihrer Schulhefte kreativ gestaltet und ging als Zehnjährige an zwei Abenden je Woche in die staatliche Jugendkunstschule zu Opole (PL), nahm an deren Symposien und Kunstausflügen teil und setzte ebendort mit dem Besuch des Lyzeums für Bildende Kunst ihren künstlerischen Werdegang nahtlos fort. In Polen begann sie 1982 ein Studium im Fachbereich Theaterwissenschaften/ Bühnenbild, bevor sie 1983 nach Deutschland übersiedelte und an der Hochschule Niederrhein 1992 ihren Abschluss als Diplom-Designerin ablegte.

Nachdem sie zunächst gleichzeitig sowohl in ihrem erlernten Beruf arbeitete als auch nicht minder kraftvoll ihre Berufung zur Künstlerin auslebte, entschied sie sich 2003 zum Schritt in die umfassende künstlerische Selbstständigkeit.

Die Lebensdaten ihres Geburtsjahres 1963, ihrer Übersiedlung nach Deutschland 1983 und ihrer Konzentration auf das freiberufliche Künstlerinnendasein 2003 markieren wesentliche Lebensabschnitte und erfreuen uns im Jahr 2023 mit einem sinnigen Zahlenspiel: 60 – 40 - 20. Wie hat sich Maugas Kunst in dieser langen Zeitspanne entwickelt?

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Einen prägenden Einfluss schon auf ihre frühesten Werke hat der Polnische Kolorismus, dessen Hauptvertreter Józef Pankiewicz (1866-1940) und sein Schüler Jan Cybis (1897-1972) in Paris die Kunstbewegung des Kapismus (Abk. für Pariser Komitee der Krakauer Akademie) mitbegründet hatten. Deren ästhetische Vorstellungen von der Unabhängigkeit der Malerei, ihrer daraus resultierenden Vorliebe für politisch-gesellschaftlich neutrale Themen, dem Primat der subjektiven Auseinandersetzung des Künstlers mit seinem Motiv, vor allem aber die Dominanz der Farbwirkung beherrschten die polnische Malerei der 30er und 40er Jahre und blieben auch für die nachfolgenden Künstlergenerationen in Polen wegweisend.

Jan Cybis, auf den sich Mauga explizit bezieht, formulierte den Anspruch der Kunstbewegung mit folgenden Worten:

„Das Kunstwerk besteht an und für sich. (…) Daher ist das Gemälde nicht ein Dokument der Ähnlichkeit, sondern ein Spiel der künstlerischen Beziehungen und Handlungen, die uns die Natur zu begreifen ermöglicht.“ [Jan Cybis in der Zeitschrift „GłosPlastyków“, 1931, Nr. 12]

Nach anfänglichem Einfluss des Expressionismus beschäftigte Jan Cybis zunehmend die auf Farbwirkungen und Farbstimmungen fokussierte Malerei, wie sie in den Werken von Cézanne, Bonnard und Vuillard zum Ausdruck kam, die sich längst der akademischen Regeln entledigt hatten. Maugas Kunst wurde seit ihrer Gymnasialzeit von Jan Cybis‘ Kolorismus geprägt, wie ein frühes Stillleben belegt (Abb. auf dem rückwärtigen Einband). Bereits hier zeigt sich zudem ihre bis heute anhaltende Vorliebe für das Spiel mit Komplementärkontrasten.

Maugas Werk von seinen Anfängen bis heute ist von figurativen Arbeiten und vom klassischen künstlerischen Handwerk geprägt. Zeichnung und Linie sind für sie von hoher Wichtigkeit, wie einst von Prof. Alojza Zacharska in Polen und Prof. Waltraud Zeiser in Krefeld vermittelt. Während ihre beiden Professorinnen in Ost und West in der Ausbildung einen vergleichbaren Ansatz vertraten, wurde Mauga in Deutschland auch mit einer gänzlich anderen, sehr progressiven Kunstauffassung konfrontiert, die für ihre künstlerische Erfahrungswelt einen Bruch bedeutete.

Von diesen Tendenzen ließ sich Mauga jedoch nicht von ihrem eigenen Weg abbringen. Sie blieb ihren Empfindungen treu. Zeitlebens arbeitet sie gegenständlich, wenn auch zuweilen so stark abstrahierend, dass es nahezu abstrakt wirkt. Ausgehend vom Konvolut ihrer Akademiemappe zieht sich im Pinselduktus und in der Farbigkeit bis heute ein roter Faden durch ihr umfangreiches Werk, dem sie mit freudvollem Experimentieren viele Facetten verleiht.

Maugas Kunst lebt von ausdrucksstarken Farben und Linien, die allerdings nicht immer im Zusammenspiel auftreten: Es gibt auch Bilder ohne Buntfarbe sowie Bilder ohne Linie.

Auffällig ist ihre Vorliebe für die Komplementärkontraste Rot-Grün und Gelb-Blau, aber auch für einen Bildaufbau aus nur zwei bis drei dominanten Farben, wobei kühle und warme Töne kombiniert werden und der Farbauftrag von zart lasierend bis pastos reicht.

Mauga wählt die Farben gänzlich „aus dem Bauch heraus“, losgelöst von der Realität ihres Bildmotivs. Sehr eindrucksvoll dokumentieren dies Fotos, die Mauga malend im Freien zeigen: Aus einer eher verhaltenen Farbigkeit ihrer Umgebung entstehen expressive Farbexplosionen auf Papier und Leinwand. In der unbesiedelten Landschaft oder in Ortschaften stehend erfasst sie die Atmosphäre und setzt auch Geräusche von Wasser, Wind, menschlichen Stimmen oder Musik bildlich um. Mauga hat von Jugend an mit Vorliebe im Freien gearbeitet und auch ihr häusliches Atelier auf Terrasse und Garten ausgedehnt. Im Freien arbeitet sie sehr intuitiv und erzeugt mit Farbe Stimmungen, im Atelier dienen ihr die draußen angefertigten Aquarellskizzen als Stütze.

Der Strahlkraft ihrer Farben ist die schwarze Linie absolut ebenbürtig. Mauga zeichnet und malt gleichermaßen gerne und intensiv in Schwarz-Weiß und erzielt durch die Farbreduzierung stärkere Kontraste. Das schwarze Lineament und schattige Flächen erzeugen im Zusammenspiel mit dem Weiß des Bildträgers oft skizzenhafte und doch bis ins Detail eindringliche Szenen.

Typisch für Mauga ist aber auch die Kombination von Farbe und Linie, indem sie inmitten starkfarbiger Flächen eine schwarze Binnenzeichnung anlegt, die von zartem Geflecht bis hin zu kräftigen Strichen changiert. Und mit sehr breiten schwarzen Linien hat sie 2002 ihre Serie farbiger Stillleben gleichsam eingerahmt.

Bei aller Konstanz reizt Mauga das Experimentieren. Sie lässt sich vom Bildformat und vom Bildträger herausfordern: So entsteht eine umfangreiche Serie sehr schmaler Hochrechtecke, immer wieder Quadrate, sie gestaltet 2005 den achtzig Quadratmeter großen Tanzboden für die im Rahmen der Reihe „Fused – Tanzkunst in Krefeld“ aufgeführte Choreographie „Inner landscapes“, sie malt während eines Künstler-Symposiums 2016 auf vor Ort mit Farbspuren vorgefundene Holzplatten „On the road“, 2020 pinselt sie mit schwarzer Tusche auf Toilettenpapierstreifen die Serie „CloronArt“, und auf einer Skandinavien-Reise entsteht 2022 während der Autofahrtein fünfzig Meter langes Landschafts-Rollenbild auf Papier.

Maugas Vorliebe gilt aber eindeutig dem Quadrat, mit dem sie unter Künstlern und Künstlerinnen der Polnischen Schule „aneckt“, auf Widerstand stößt. Insbesondere mit den Maßen 140x140 cm ist das Quadrat für Mauga wie ein Partner, den sie mit ausgestreckten Armen gerade noch zwischen ihren Händen halten kann, und mit dem sie in Dialog tritt.

Thematisch ist die Landschaft mit ihren unermesslichen Naturerscheinungen für Mauga unerschöpflich. Vor allem die nordische Landschaft, die sie jedes Jahr bis hoch nach Kirkenes bereist, mit ihrem „wahnsinnigen Nichts“, in ihrer Reduktion und Weite, in der die Luftperspektive nicht funktioniert, so dass man schwerlich zwischen Nah und Fern unterscheiden kann, und wo die Polarlichter irrlichtern.

Bei der Darstellung von Architektur reizt Mauga das Spiel von kubischen und flächigen Elementen, denen sie mit zügigen Pinselstrichen eine lebendige Oberfläche verleiht. Den Straßen, Monumenten, Häusern, Zimmerwänden, Treppen, Zäunen, Türen und Toren haucht sie Leben ein, sie scheinen sich zu bewegen oder zumindest zu pulsieren. Figuren erscheinen hier eher schemenhaft, wenn überhaupt.

Menschen im öffentlichen Raum, Passanten, können ihren künstlerischen Prozess jederzeit unvorhergesehen beeinflussen. Vor allem Straßenmusiker erzeugen eine Atmosphäre, die auch Maugas Bewegung beim Zeichnen verändert. Sie malt Musik im Moment ihres Erklingens, sogar im Konzertsaal. In ihren über viele Jahre entstandenen Bildern mit Musikanten sowie dem 2020 gemalten Zyklus zu Robert Norths Beethoven-Ballett geht es allerdings nicht um die Musik als solche, sondern um das, was Musik mit den Menschen macht. Es geht um Bewegung, Tanzen, Stimmungen, Atmosphäre, zu der auch Lampions, abgestellte Fahrräder usw. beitragen.

Mit ihren unterschiedlichen Themen befasst sich Mauga sowohl intellektuell-reflexiv als auch emotional und bearbeitet sie gerne projektbezogen und in Serien über mehrere Jahre. In ihrem Zyklus „Sag Nein zu Krieg“ lässt sie sich 2015 von der Trümmerliteratur Wolfgang Borcherts berühren („Er hatte die Augen zu“, „Nachts“). Ihre Menschenbilder zeigen neben individuellen Portraits und Akten allgemein bedeutsame menschliche Themen und Befindlichkeiten, wie Verbundenheit, Einsamkeit, Verletzlichkeit, Demut und Hoffnung, und zuweilen auch Humor („Badenixen am Ostseestrand“). 2019/20 sucht sie mit „Parkschein II“ die Interaktion mit dem Publikum im offenen Raum. Eine hohe Priorität hat für sie die Auseinandersetzung mit Frauenthemen, etwa 2021 mit der bewusst im starken Schwarz-Weiß-Kontrast gehaltenen Serie „Frauen zeigen Gesicht“ oder 2022 „Frauen erobern den Raum“ („Is was“, „Was tun“) und ganz aktuell mit Frauen im Iran.

Der Poesie der von ihr geliebten Mohnblumen und deren schnell vergänglichen Schönheit widmet sie sich alljährlich zwei Wochen lang intensiv in ihrem Garten, ohne mit den kraftvoll aufplatzenden und temperamentvoll wogenden Blütenblättern auch nur ansatzweise ins Dekorative zu gleiten.

Starke autobiografische Bezüge haben die Bilder aus Schlesien, ihrer einstigen Heimat, die Mauga bis heute mehrfach im Jahr aufsucht. Dort liegt auch der Wallfahrtsort St. Annaberg, einst Ziel vieler Fahrradausflüge ihrer Kindheit.

Ein schmerzliches Kapitel der eigenen Familiengeschichte erzählen die drei Schwarz-Weiß-Gemälde „Stuhl I-III“ aus dem Jahr 2014. Sie sind die Essenz von rund 200 Bildern, in denen sich Mauga mit der Geschichte dreier Generationen befasst hat. Jeder Stuhl personifiziert eine Frau ihrer Herkunftsfamilie: der altmodische thronartige Sessel verkörpert ihre Großmutter, der Stuhl im Bauhausstil, den die Familie selbst entworfen hat und der noch existiert, steht für ihre Mutter. Für sich selbst hat Mauga einen ganz schlichten Stuhl gewählt. Während ihr eigener Stuhl dem Betrachter die Rückenlehne zuwendet, sie also gleichsam noch ins Leben schauen lässt, präsentieren der Stuhl der verstorbenen Mutter und der Sessel der Großmutter die leere Sitzfläche: In einem solchen Sessel ist die Großmutter im Beisein ihrer elfjährigen Tochter, also Maugas Mutter, 1945 von Soldaten erschossen worden. Wie Schattengeister erscheinen die Frauen schemenhaft hinter den Sitzmöbeln. In Vorstudien und Varianten des Gemäldes verweist ein kleiner blutroter Fleck auf Brusthöhe der Sessellehne auf das traumatisierende Ereignis, über das - wie in vielen anderen Familien auch - weniger gesprochen als geschwiegen worden ist.

Mit ihrer einstigen Heimat ist Mauga nicht nur durch Erinnerungen und Reisen verbunden, sondern auch durch Kooperationen mit polnischen Kollegen und Kolleginnen aus dem Bereich der bildenden Kunst und Literatur sowie durch die Teilnahme an Ausstellungen in Polen.

Der rote Faden ihres Lebens und ihres Werks erstreckt sich somit über sechs Jahrzehnte und über Grenzen hinweg. Es ist ein permanentes Wechselspiel zwischen SUCHEN, HINSCHAUEN und FINDEN.

Wenn sie zeichnet und malt, geht das „durch sie hindurch“ und „bleibt in ihr haften“, erklärt sie. Die Intensität, mit der Mauga sich auf die Welt und ihre Erscheinungsformen einlässt, führt zu ihrem beglückenden Bekenntnis, dass sie sich bis heute in allen ihren Werken zu hundert Prozent wiederfindet und dass sie noch unendlich viel vor sich hat.

 

 

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Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat 
Die Malerin Mauga Houba-Hausherr

Mats Kehrmann

„Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat“ („Dziewczynka, która polknela ogien“) ist der Titel eines Gedichtes, das die polnische Lyrikerin Ewa Parma im Jahre 2006 verfasst hat. Von einer Kindheit an rußigen Fensterbänken in Kattowitz ist dort die Rede, vom Himmel, der in ewigen Rauch eingehüllt ist, und von der Sehnsucht nach Farbe, Licht und Wärme.

Der Impuls für dieses Gedicht war das farbgewaltige Gemälde eines Mädchens, das eben dort zu Hause war, jenes Mädchen, das Feuer geschluckt hat und viele Jahre später die Sonne in ihre Bilder gießt: die Malerin Mauga Houba-Hausherr.

Geboren Anfang der sechziger Jahre im nämlichen Katowice, dem Zentrum der polnischen Schwerindustrie, aufgewachsen ein wenig weiter westlich im Raum Oppeln, wird nicht nur ihr selbst, sondern glücklicherweise auch ihren Eltern schnell deutlich, wohin es mit dem Mädchen gehen wird: Nicht Sprachen interessieren sie, keine Wissenschaften, sondern einzig und allein die Kunst. Die Förderung dieses Interesses und des offenkundigen Talentes setzt früh ein. Ihr Leben sei deshalb im Grunde nicht sehr spektakulär verlaufen, sagt Mauga später einmal – nicht ohne Koketterie – in einem Radio-Interview; eigentlich habe sie sich immer nur der Malerei gewidmet.

Die stilistische Verbundenheit mit dem starkfarbigen, konturenreichen Expressionismus ist in ihren Werken schon früh gegenwärtig. „Für mich ist das die passende Ausdrucksform“, erklärt Mauga. „Da ich kein sehr dezenter Mensch bin, können es meine Bilder auch nicht sein.“ Diese nämlich kennen in der Regel kein „Dazwischen“ und genau so verhält es sich mit den Betrachtern. Maugas Bilder liebt man oder eben nicht. „Damit kann ich allerdings gut leben“, meint die Malerin.

Den politischen Ansatz der meisten klassischen Expressionisten hat sie indes nicht übernommen. Ihre Themen sieht sie vorzugsweise nicht in den Widersprüchen des Lebens, in Krieg und sozialem Elend; ebenso wenig versteht sie ihre Arbeit als Protest gegen die bestehende Ordnung und das bürgerliche Leben. „Ich will eher vermitteln, zum Miteinander aufrufen und die Menschen zusammenführen“, erläutert Mauga. Die dazu erforderlichen  intersubjektiven Identifikationsmuster liefere sie mit ihren Bildern, die allein als Gegenstand eines Diskurses politische Wirkung erzielen könnten.

Deshalb sei auch eher der Name der im Jahre 1905 von den wichtigsten Vertretern des Expressionismus ins Leben gerufenen Künstlervereinigung „Brücke“ ihr Programm, sehe sie sich doch in ihrer Eigenschaft als Polin und Deutsche zugleich auch in ihrer Kunst als Mensch, der Brücken brauche, um diese in die jeweils gewünschte Richtung zu überqueren und dort vom gegenüberliegenden Ufer zu berichten.

Stilistisch also dem Expressionismus verbunden, steht Mauga in theoretischer Hinsicht auf dem ganz anderen Fundament des polnischen Kolorismus, der ohne weitere Beachtung politischer oder gesellschaftlicher Kontexte gleich welcher Art das Bild als Ziel sieht, dabei durchaus nicht frei von einem Hang zum Dekorativen ist und sich aus dem Glauben an die ewige Kunst nährt. Dass diese Haltung auch Mauga ebenso wie den im sog. Pariser Komitee vereinten Koloristen wie z.B. Jan Cybis, Jozef Czapski oder Piotr Potworowski mitunter den Vorwurf des Ästhetismus, Eskapismus und eines ostentativen Piktoralismus einträgt, stört sie nicht. „Ich will und kann nichts anderes als malen“ sagt Mauga, „und ich male, um zu malen.“ Dass ihre die Harmonie und Klangfülle der Farben und Formen betonende l’art pour l’art als Ästhetik um ihrer selbst willen, als Realisierung des ästhetisch Schönen im autonomen Kunstwerk letztlich über sich selbst hinausweist, eine begrenzte Wirklichkeit überschreitet und transzendiert und damit letztlich eo ipso politisch ist, sollte bei all dem nicht vergessen werden.

„Wenn im modernen Kunstbetrieb allerdings zunehmend die Sperrigkeit zum Qualitätsmerkmal erhoben und andererseits das Ästhetisch-Schöne zur Plakatmalerei erklärt wird, dann bin ich wohl keine rechte Künstlerin“, stellt Mauga dazu mit ironischem Augenzwinkern fest.

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Diese Motive dienen freilich mehr der malerischen Potenz, als dass sie diese verunsichern könnten. Es ist vielmehr so, dass das malerische Wollen die Motive instrumentalisiert, sie also interpretiert und zu einer Vorstellung innerer Anschauung der Künstlerin macht. In dieser Sehweise steht Mauga der Tradition der expressiven Moderne nahe. So weit ist Maugas Malerei gut zu verstehen und einzuordnen. Sie besitzt schon an dieser Stelle der Betrachtung eine so große Überzeugungskraft, dass man sie schon mag, oder eben nicht.

Neben dem leidenschaftlich Malerischen und den Motiven jedoch kommt etwas Drittes, sehr Bemerkenswertes hinzu, was diesen Bildern eine dauerhafte Energie und damit  Mittelbarkeit verleiht.

Die Rede ist von zahlreichen und abenteuerlichen Binnenstrukturen, von Bildern im Bild sozusagen. Da ist zunächst das Grafische; kleine, grafische Elemente, die mal tatsächlich mit Kreide ihren Platz finden, aber auch mit dem Pinsel Gestalt werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn Mauga einzelne Farbfelder, die naturgemäß  nicht selten motivisch gebunden sind, mit unterschiedlichsten spontanen „Binnengemälden“ kombiniert. Dadurch gerät der große malerische Wurf in einen spannungsvollen Konflikt mit der einer Pinseletüde hier und einer notwenig gewordenen Kreideeinzeichnung da. Dann bekommen Farbfelder Risse, Orientierung, Patina und werden zu Funktionen des Bildwollens, auch im Detail. Das Plakative des ersten Schauens erfährt darin einen Grund, eine gleichsam nachgeliefert zwingende Kausalität.

Wer das sieht, dem wird auch schnell klar, warum diese Künstlerin Motive braucht, wo sie doch die Farben an sich und den Duktus, den unmittelbaren Ausdruck so braucht und liebt, kurzum,  warum diese Bilder nicht abstrakt sind. Es ist so, dass das Motiv vermitteln muss. Es muss vermitteln zwischen dem Großen und dem Kleinen, zwischen der Wirklichkeit draußen und der Befindlichkeit innen, zwischen dem ganzen Bild und den Bildern in diesem Bild. Dieses Schauen erinnert uns daran, dass die Anschauung der physischen Welt eine Form der Einverleibung ist, eine Form der sinnlichen Vereinnahmung und dass die Dinge weder so sind wie sie beschrieben werden, noch so, wie sie aussehen. Sie sind die Funktion unserer Vorstellung. In den Bildern sind sie die Funktion von Maugas Vorstellung als bildnerischer Auswurf.

Was passiere, wenn sie nicht male, fragte ich sie. Sie bekomme schlechte Laune, antwortete sie. Das Bunte dieser Bilder ist also keineswegs Abbild einer Gute-Laune-Weltsicht, sondern ein Arbeitssieg, der durch Anschauung und Arbeit Weltsicht schafft, in der Innen und Außen, Selbst und Seiendes zur Einheit werden.

Ist das nicht genau das, was Kunst leisten muss ... ? Muss Kunst nicht die Differenz zwischen dem Ich und der Welt ästhetisch bewältigen? Anders: Wollen wir nicht alle Privates mit Öffentlichem bestmöglich, also auch gefällig verbinden? Wohl! Und wie gut können das Bilder! Und dies leisten diese Bilder. Sie sind laut im Antritt, eloquent und zweifelnd in der Ausführung. Und weil Mauga diesen Spagat malerisch bewältigt, malt sie weiter!

Prof. Dr. Erik Schmidt, Hochschule Niederrhein

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Skizze einer Entdeckungsgeschichte

Detlev Müller, Galerist

Eigentlich kennen Mauga und ich uns schon seit vielen Jahren, allerdings in einem anderen beruflichen Kontext, in dem wir uns dann auch über Jahre hinweg aus den Augen verloren hatten. „Wiederentdeckt“ habe ich Mauga in meiner Rolle als Galerist erst vor etwa zwei Jahren. Bei der Arbeit an einer neuen Ausstellung fiel mir ihre Karte in die Hände. Ein Telefonat, ein Gespräch, ein Besuch in ihrem Atelier und schon war ich vom Mauga-Virus infiziert.

Mittlerweile, trotz dreier Ausstellungen an unterschiedlichen Standorten und einigen Events, fällt es mir noch immer nicht leicht, das Besondere an Maugas Arbeit zu beschreiben. Der erste Eindruck ist fast immer Verblüffung. Sie spielt mit Farben, sie übertreibt, sie überzeichnet bunt und grell – und dennoch oder vielleicht gerade deshalb strahlen ihre Bilder eine Harmonie aus, die Stimmungen betont, Akzente setzt.

Ich erinnere mich an eine Serie von Nordkaplandschaften, von denen sie mir einige Fotos der Originalschauplätze gezeigt hatte. Alles grau in grau, eher trist und wenig ansprechend. Im Vergleich hierzu sind die entstandenen Landschaftsbilder wahre Farbexplosionen, die einen unmittelbar fesseln und das Auge für Details öffnen, auf die ich im Normalfall nie geachtet hätte.

Mauga arbeitet bei ihren Skizzen und Studien mit einem groben, unruhigen Strich, den sie bei der anschließenden Kolorierung auch gern durchschimmern lässt. Als Betrachter habe ich irgendwie immer den Eindruck, dem Werk bis auf den tiefsten Grund folgen zu können, quasi die Entstehungsebenen mit im Blick zu haben. Das bindet den Betrachter und verbindet mit der Künstlerin.

Zu jedem ihrer Bilder baut Mauga eine intensive Beziehung auf. Eine Beziehung wie die einer Mutter zu ihren Kindern. Die lässt sie entstehen, prägt sie, macht sie stark, schützt sie und schickt sie schließlich in die Welt.


Tango mit den Farben

Christiane Hamann, Galeristin und Verlegerin

Gottfried Sello schreibt in seiner Monographie „Malerinnen“ (Hamburg 1988): „…zu allen Zeiten, auch noch im 20. Jahrhundert, haben sie es schwerer gehabt als ihre männlichen Kollegen, waren sie, weil sie als Frauen geboren wurden, benachteiligt.“

Dass diese Einschätzung auch auf Mauga Houba-Hausherr zutrifft, wage ich – zumindest im Ergebnis – zu bezweifeln, ist doch ihre Kunst im öffentlichen wie im privaten Raum bereits vielfach vertreten und anerkannt. Der Weg dahin hat sicherlich an mancher Autobahn vorbei über beschwerlichere Wege, insbesondere Querwege nach Schlesien, ihre alte Heimat, in den höchsten Norden und – nicht zu vergessen – auch nach Weißenseifen geführt.

Bei diesem geographischen ‚Zirkel-Spagat’ zwischen all den Orten, in denen Mauga Kraft und Inspiration findet, stellen sich vermutlich in den zehn Jahren ihrer Selbständigkeit weiträumigere Perspektiven ein, die ihren Bildern eine erfrischende Zeitlosigkeit innerhalb des gemalten oder gezeichneten Momentes geben. 

Und darum geht es ihr, denke ich. Wenn ich ihre Werke betrachte, springen Formen und Farben in spannenden Kontrasten und von überwiegend bewegtem Charakter ins Auge. Selbst ein Stillleben erhält zumeist Formen von eher kursivem Schichten als statischer Kontur. Trotzdem entwickeln sich in ihren Bildern Räume sowohl aus den Farben als auch aus den Formen. Man könnte ihren Malstil als eine Art „Tango mit den Farben“ beschreiben. die Formen legt sie zumeist nur skizzenhaft fest, um mit dem Farbenspiel darüber hinauszuschwingen. Gleichsam als Tanzschritte, die – wenn sie einmal beherrscht
werden – frei zur Verfügung stehen, ganz gleich welche Melodie, d.h. welches Motiv „aufgelegt” wird.

Kaum anders ist es mit ihrem Zeichenstift. Durch schnelle Bewegung wird der Gegenstand, das Gegenüber, der/ die Portraitierte festgehalten, und gerade dadurch, mitunter wie mit „Pfeil und Bogen“, im Augenblick getroffen. Im fernen Osten wird dies die „Kunst des Zen” genannt.

Was ihre Wurzeln betrifft, so beruft sich Mauga auf die Tradition des polnischen Kolorismus als einen unpolitischen Ausdruck, auf rein ästhetische Gestaltungskriterien von Form, Format und Farbe. Mauga imponiert mir als Künstlerin, weil sie sich in den zehn Jahren neben ihren Aufgaben als Frau und Mutter mit temperamentvoller Selbstdisziplin zu einer herausragenden Zeichnerin und Farbenzauberin entwickelt hat.

So wie der Tango viel mehr als einen Tanzstil, sondern ein Lebensgefühl darstellt, findet Mauga im Grunde überall und zu jeder Zeit ihre eigene Farbmelodie und Formgebung.

Die Liste ihrer Ausstellungen ist lang, die Anzahl ihrer Veröffentlichungen ebenso. In der Galerie am Pi/ Weißenseifen ist Mauga seit vielen Jahren vertreten. Als hier verantwortliche Galeristin und Verlegerin wünsche ich Mauga Houba-Hausherr zukünftig noch viele „Tango-Schritte” in expressiven Farben und Ausdrucksformen.


Frank Hänschen, Journalist (2005)

Mauga Houba-Hausherr kann man als eine besessene Malerin bezeichnen,  eine Besessene, die aber darüber das Leben nicht vergisst.

Ich habe Mauga kennen gelernt anlässlich einer Kunstaktion einer Tageszeitung, für die relativ kurzfristig ein Bild von ihr gebraucht wurde. Ich besuchte sie abends zuhause, also im Atelier ... und schnell wurden wir uns einig: Ein Motiv mit viel Krefelder Lokalkolorit sollte es sein. Das Bild war da und gefiel mir ausnehmend gut. Am nächsten Morgen rief sie mich an und sagte: „Das Bild hat mir nicht so 100%ig gefallen, ich hab’s noch mal neu gemalt!“ Über Nacht – wohlgemerkt! Ich fuhr wieder hin, wir standen vor zweimal Krefelder Lokalkolorit – und entschieden dann, dass das erste Bild doch das bessere war. So kanns gehen. (…)

Es kann passieren dass sie mitten in der Nacht aufsteht, um zu malen – „meine Bilder rufen mich,“ sagt sie dann. Oder, wenn sie dann doch mal schläft, kann es passieren, dass sie im Traum in ihren halbfertigen Bildern spazieren geht. (…)

Mauga vergisst manchmal das Essen übers Malen (das Rauchen weniger) – und trotzdem, wenn da auch manches nach Obsession aussieht, steht sie mitten im Leben. Mauga ist ein Mensch mit einer ansteckenden Fröhlichkeit, und ihre Bilder sind voll des prallen Lebens. Am schönsten ist es, sich ihre Bilder von ihr selber erklären zu lassen, - das geht selten ohne Gelächter ab und man findet immer das eine oder andere Detail, das man vorher so nicht wahrgenommen hat.

Obwohl in Polen geboren und seit 20 Jahren im nicht immer nur sonnigen Krefeld lebend hat sie eine sehr mediterrane Empfindungsweise. So kommt es auch, dass ihre Polarkreis-Impressionen in sehr kräftigen Farben daherkommen.  (…)


Prof. Erik Schmid, Hochschule Niederrhein

Es ist nicht leicht, Mauga beim Schweigen zu unterbrechen. Deshalb ein paar in aller Stille geschriebene Worte.

Ja, die Welt ist kompliziert. Und Mauga macht sie auch nicht einfacher. Aber schöner. Mit ihren Bildern und ihrem Lachen. Mauga fühlt erst und malt dann. Danach wird geschaut und nachgedacht. Das Geschaute und Erdachte wird dann wieder mitverfühlt und vermalt. Wer sich in Maugas Bildern verlieren kann, sieht ihre Hingabe zur Malerei und kann verfolgen, wie sie sich durch das Leben malt, Jahr für Jahr, hier und da, viel in Deutschland, viel in Polen, immer aber mit dem Herzen.


Oliver Keymis, Vizepräsident des Landtags NRW

Die Bilder von Mauga Houba-Hausherr leuchten farbkräftig und strahlen aus sich heraus. Dieses „Feuerwerk der Farben und Formen“, wie es die Galeristin Gabriele von Mauschwitz genannt hat, prägt einen Expressionismus, der Emotionen aufflammen lässt.

Geboren im polnischen Katowice, prägten Ruß und Rauch die Tage der Kindheit dieser Malerin und schon mit diesem leisen Hinweis aus einem Gedicht von Ewa Parma über „Mauga. Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat“ öffnet sich das Tor zur Malerei dieser Künstlerin, vermittelt sich dieser sehnsuchtsvolle Drang nach Kraft und nach Leben, nach Farben und Formen, immer mit farbverliebter Verve und expressionistischem Gestus ermalt sie sich ihre Lebenslustwelt. ...


Rafał Bartek, Geschäftsführer des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit

Kunst verbindet! Ganz besonders, wenn der Künstler selbst ein Bindeglied zwischen zwei Welten ist. Mauga Houba-Hausherr, aufgewachsen im polnischen Oberschlesien und Oppelner Land und seit vielen Jahren in niederrheinischen Gefilden lebend, ist solch eine
Künstlerin. Eine Grenzgängerin, die verbindet. Ihre ausdrucksstarke Kunst, dem Expressionismus verschrieben, fesselt den Betrachter und lässt ihn in eine Farben- und Formenpracht stürzen. ... Eine Malerin, die ihr Atelier in Krefeld hat, jedoch immer wieder in den Südwesten Polens reist, um dort für einige Zeit zu verweilen und zu malen, malen, malen ... Eine Malerin, die nicht nur mit ihrer Kunst beeindruckt, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit. Voller Energie ist sie in einem Moment hier, in einem anderen Moment schon woanders. Und die Grenzen, die sie dabei überschreitet, verwischen einfach. ...


Maciej Szczawiński, Journalist

Mauga Houba-Hausherr ist ein Beweis dafür, wie stark die Freude am Schaffen sein kann. Die Freude, die ich in ihren Bildern bemerke, fließt aus der bewussten, treffenden und notwendigen Zusammenarbeit der Phantasie mit der betrachteten Form. Das ist der seltene und eigentlich für den Künstler unschätzbare Moment, wenn plötzlich die noch vor kurzem unbeschreiblichen Gefühle und Beziehungen ihre Form finden. ...

Farbbesessene Kunst

Brigitte Hellwig M.A., Kunsthistorikerin

Maugas Werke sind von einer starken leuchtenden Farbigkeit. Wenn ich persönlich diese Malerin als „farbbesessen“ bezeichne, so meine ich damit durchaus nicht, dass ihre Werke schrill und bunt sind, nein, es ist ehrlich bewundernd gemeint und beschreibt eine Künstlerin, die sich mit Energie und Besessenheit immer wieder neu in den Kampf mit dem Material Farbe und deren Qualität begibt. Alle ihre Werke entstehen wahlweise im Atelier, aber auch zu einem großen Teil als Plein-Air-Malerei in der Natur vor Ort. Sie scheut sich dabei nicht, auch die große Staffelei und eine große Leinwand mit sich zu nehmen – einzig die großartige Umsetzung und Wirkung des Motivs im Blick.

Maugas Werke lassen sich nur schwer typisieren; sie verfolgt dokumentarische, autobiographische und assoziative Ansätze, umgesetzt in subtiler, manchmal kontemplativer Imagination. Sie setzt sich mit Beobachtungen und Wahrnehmungen in Natur und Gesellschaft auseinander. Zeichnerisch und malerisch setzt sie Akt und Portät, Stillleben und Landschaften in Nah- und Fernsicht um. Einige Werke basieren auf Poesie, andere zeigen Lichtmalerei. Typisch für letzteres ist ihre große Werkreihe der Polarlichter.

Mit beherztem Pinselduktus erforscht sie die Nahtstelle zwischen Form und Farbe und überlässt dem Betrachter den Moment, wo Form in Farbstruktur und Farbstruktur in Bildform umschlägt. Vorherrschende stilistische Elemente ihrer grundsätzlich dem Gegenständlichen verpflichteten Bildszenarien sind Bewegung, Spiegelung, Farbe, Struktur, Licht und Schatten sowie lichte Transparenz. 

Je nach inhaltlichen Themen spielt sie experimentell in der Kombination der Farbpalette und des Farbauftrags: mal zart lasierend, wobei der Farbton durchaus auch dominant und leuchtend sein kann, oder auch opak, mit kräftigem Pinselduktus, bis sie die ideale Zusammenstellung, die sie befriedigt und den Betrachter in seinen Bann zieht, gefunden hat. Distanz und Nähe sind beim Malen wie beim späteren Betrachten von  herausragender Bedeutung, denn der jeweilige Abstand des Betrachters zur Leinwand bewirkt eine unterschiedliche Wahrnehmung des Bildinhaltes und bestimmt auch die Wirkung der Abstraktion.

Für mich ist Malerei erst eine Kunst, wenn die Farbe, die aus dem Pinsel fließt, wirklich aus der Intuition gemischt wird. Mauga verwendet z.B. eine nur relativ kleine Farbpalette und erzielt doch diese einzigartigen leuchtenden Grün- und Blautöne, die durch ihre Strahlkraft nicht als gemischte Farben wahrnehmbar sind.

Für große Serien, wie für die Ausstellungsbeteiligung im Jahre 2011 im Käthe-Kollwitz-Museum zu Köln, führt der Weg über verschiedenste Studien bis zum Endwerk. Auch sonst entstehen zu einem Thema oft kleine Serien, weil Mauga die farbliche Umsetzung immer geleitet von einem persönlichen Gefühl für die Haptik der Farbe und deren Ausdruckskraft wählt. In ihrem Werk finden sich Akte als kleinformatige Aquarelle, aber ebenso als zarte lasierende, mit Acryl gemalte großformatige Posen. Der Farbauftrag in Acryl gibt ihren Arbeiten, vor allem den Landschaftsstücken Leichtigkeit, wenn er zart und lasierend ist; ist er dagegen pastos und mehrschichtig, so übermittelt er uns ein wahres Farbgewitter, ohne bunt zu wirken. 

Aber auch der Palette der Weiß-, Grau-Blau- und Schwarz-Töne entlockt sie eine Vielfalt an Strahlkraft, beinahe unfassbar, denn diese Arbeiten wirken nicht trostlos und fahl, sondern entwickeln in ihrer eingegrenzten Farbigkeit Strahlkraft und räumliche Tiefenwirkung. Oft finden wir mit Graphit oder Ölkreide angedeutete Vorskizzen, die sie mit dem Farbauftrag nochmals verstärkt; zum Teil finden sich sogar mit der Rückseite des Pinsels in die noch feuchte Farbe eingezeichnete Strukturlinien: eine besondere Art, dem Farbauftrag durch Tiefe und Höhen sowie leichte Farbgrate Raumeindruck und eine individuelle Prägung zu verleihen.

Das reale Motiv verändert sich durch den expressiven Farbauftrag zu einem Farbrythmus, in dem sich Teilformen assoziieren lassen. Die Illusion des Vertrauten wird so von der malerischen Bildwelt verdrängt, doch ist dies ist kein Mittel der Verfremdung, sondern die durch die Malerei begründete eigene Wirklichkeit des Werkes.