Ausgewählte Projekte

Auf den Spuren von Agnes Kaiser (2023)

Nach langer und intensiver künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Werk der vergessenen Malerin Agnes Kaiser war es im März 2023 endlich so weit, dass die  Ergebnisse in einer umfangreichen Ausstellung im Krefelder Museum Burg Linn präsentiert werden konnten.

 

Hier dazu die Eröffnungsrede der Journalistin Petra Diederichs: 

Willkommen zu einer ganz besonderen Reise durch Krefeld, durch die Zeit und die Fantasie. Vielleichtentdecken  Sie Orte  neu, vielleicht bekommen Sie auf Wege, die ihnen vertraut sind, einen neuen Blick.

Wonach beurteilt man eine Stadt?

Der norwegische Autor Karl Uve Knausgard hat darauf die Antwort gegeben. Er schreibtin seinem Roman „Aus der Welt“:

„Sämtliche Gebäude sind irgendwann einmal erdacht und geplant worden. Sie verbergen ein Bewusstsein. Die Gebäude sind die Gedanken der Stadt über sich selbst.“

Diesen Gedanken haben zwei Künstlerinnen nachgespürt, sie haben Krefeld entdeckt, erfühlt und dargestellt – jede in ihrer eigenen, ganz individuellen Sprache. Die Bilder trennt ein Jahrhundert – vieles hat sich verändert,  anderes ist geblieben, manches ganz verschwunden. Die Kunstwerke trennen die Jahre,  die Künstlerinnen verbindet vieles.

Die eine ist Mauga Houba-Hausherr. Sie ist in Kattowitz geboren. In den 80er Jahren ist sie nach Krefeld gekommen und hat an der Hochschule Niederrhein, wie sie heute heißt, studiert. Seit vielen Jahren ist sie ein unermüdliches Schwungrad der Kunstszene. Hier muss man sie nicht erst vorstellen. Und auch in dieser Ausstellung spricht ihre Kunst am beredtesten über sie.

Mehr…

Von der anderen haben viele sicher noch nichts gehört: Agnes Kaiser. Über sie ist wenig bekannt. Sie ist 1865 geboren, 100  Jahrevor Mauga, in einem kleinen Ort bei Wismar. Um die Jahrhundertwende ist sie nach Krefeld gekommen, hat hier 18 Jahre gelebt und ist in dieser Zeit an sieben Adressen gemeldet gewesen. 1923 ist sie weggezogen, nach Den Haag. Dort verlieren sich ihre Spuren. Professor Renate Pirling hat die spärlichen biografischen Daten von Agnes Kaiser zusammengetragen,  über die später noch zu reden ist. Jetzt geht es erst einmal um den Schatz, den die Künstlerin hinterlassen hat, und den diese Ausstellung hebt.

Wir haben eben das Rathaus gesehen – so wie es sich vor 120 Jahren Agnes Kaiser zeigte. Das Entree ist verändert, die Beete gibt es nicht mehr, auch den Gehweg nicht.

2021 bot sich dieses Bild:Mauga  sah rot-weiße Absperrungen, ein Gerüst, eine Baustelle. Auch das ist  überholt.

Gegenwart ist flüchtig.

Das ist der Urgedanke, der hinter einem Projekt steht, das um 1905 seinen Anfang nahm.

Damals hieß eses aus der Verwaltung: „Das Stadtbild Crefelds erneuert sich von Jahr zu Jahr. Das Alte muss weichen, um neuen Straßenanlagen und Gebäuden Platz zu machen. Es werden nicht viele Generationen vergehen, bis vom alten Crefeld nichts mehr vorhanden ist. Deshalb ist es eine ernste Pflicht. Die alten Häuser, welche dem Abbruch verfallen, wenigstens im Bildefür die Nachwelt zu erhalten.“

Aufträge ging ans städtische Hochbauamt, das Aufmessungen und Fotos erstellen sollte, und überraschenderweise auch ans Museum um die „malerische Erscheinung“ festzuhalten, das, was den alten Gebäuden „in unsren Augen den Wert gibt, indem sie den Reiz des Künstlerischen betonen“.

Der damalige Museumdirektor Friedrich Deneken hat die junge Agnes Kaiser kennengelernt,  und sie muss ihn beeindruckt haben. Denn er war es, der sie nach Krefeld holte und wohl auch diesen Auftrag einstielte. 1913 waren ihre Bilder im KWM zu sehen, aber die Krefelder Straßen und Winkel hat sie zwischen 1905 und 1919 gemalt – auch während des Ersten Weltkriegs.

Weil Agnes und Mauga Künstlerinnen sind, sehen Sie keine architektonischen Skizzen, sondern Experimente,  Farbspiele, unterschiedliche Stile und die künstlerische Freiheit, die Atmosphäre eines Ortes zu erspüren.

Agnes Kaiser  ist   wohl mit ihren Malutensilien durch die Stadt gezogen und hat ein stattliches Konvolut von Bildern erstellt, einige sind in den Kunstmuseen und als Leihgabe hier; der größere Teil wird im Museum Burg Linn aufbewahrt, aber vieles ist verloren, vergessen wie die Malerin.

Auch Mauga ist schon lange eine leidenschaftliche Stadtmalerin. Wo etwas los ist, sieht man sie mit dem Zeichenbrett oder der Staffelei. So ist es ein glücklicher Zufall – oder Fügung – dass ihr ein Buch in die Hände fiel, das die Kulturstiftung der Sparkasse vor 40 Jahren – zum 70. Jubiläum der Agnes-Ausstellung im KWM – herausgebracht hat, und das eben jene Krefelder Straßen und Winkel zeigt.

Um es banal zu sagen: Es hat ZOOM gemacht. Die Künstlerin erkannte die Künstlerin. Sie spürte einen Gleichklang, eine Faszination und die Lust dem nachzuspüren. So machte sich Mauga auf Fährtensuche, um die Orte, sogar die exakten Positionen zu finden, wo die Andere vor 100, 120 Jahren gearbeitet hat und selbst zu schauen.

Zwei Frauen, zwei Jahrhunderte, eine Mission – und eine Annäherung: Mauga und Agnes.

Hüpfen wir mal zu ein paar markanten Stationen, die die Vielfalt der Ausstellung anreißen.

Die Reise beginnt in Hüls, am Markt. Das Rektoratshaus  ist in der Darstellung von Agnes aus dem Jahr 1906 gut zu erkennen.  Das Gebäude ist um 1700 entstanden und sieht heute noch ziemlich genau so aus.

Als Agnes es zeichnete, strahlte es Ruhe aus. Dabei lag eine turbulente Zeit gerade mal erst zehn Jahre zurück. Denn die einstige Vikarie der Pfarre St. Cyriakus war– weil die Bevölkerung im 19. Jahrhundert explosionsartig wuchs - zur Schule umfunktioniert worden. Bis zur Schließung 1896 sind dort 325 Kinder unterrichtet worden

So munter und bunt, wie es dort zugegangen sein mag, ist auch die Farbigkeit, mit der Mauga diesen Ort erlebt hat.

Wer draußen malt, wird gesehen – und öfters mal auch angesprochen. So lernte Mauga eine Frau kennen, die früher in diesem Haus gewohnt hat. Sie erzählte von persönlichen Erinnerungen und zeigte Maugaden Garten hinter dem Haus mit einem riesigen alten Apfelbaum. Mauga hat Fallobst aufgesammelt und an ihre Kollegin gedacht: Ob sie das vor 100 Jahren auch getan hat?

Je mehr Mauga sich auf das „Projekt Agnes“ einließ, sich ihr allein über die Kunst zu nähern, desto mehr Fragen hatte sie, mit jeder Antwort,  kam eine neue.

Die Hülser Burg war eines dieser Rätsel, die sich ihr stellten. Denn die Szenerie ist total verändert gegenüber 1911. Als Agnes dort stand, war die Burg – 1455 errichtet – eine Ruine, von der Natur vereinnahmt, kurzum: völlig zugewuchert. Hier hatten über die Zeit verschiedene Besatzungen ordentlich gewütet und schwere Schäden angerichtet, so dass man ab dem 17. Jahrhundert die Burg ihrem Schicksal überließ – dem Verfall.

Wo Agnes einst gestanden hatte, war schwierig auszumachen. Denn längst ist die Burg wieder hergerichtet, dank Bürgerschaftlichem Engagement, sie ist ein lohnendes Ausflugsziel. Aber viele Stellen, an denen damals die Chronistin gemalt hatte, sind heute nicht mehr zugänglich.

Doch die Kraft der Natur, die sich an diesem Ort entfaltet, übermittelt auch Maugas Bild mit den intensiven Farben und dem  starken  Strich.

Wie viele Gemeinsamkeiten die beiden Künstlerinnen verbindet, ist hochspannend. Aber nicht immer haben sie ihre Kulisse ähnlich empfunden. Ein Beispiel ist der Kützhof. Für Agnes war es offensichtlich ein Ort der Harmonie, ein ländliches Idyll. Sie hat ihn nicht nur in Farbe gemalt, sondern – was selten ist in ihren Bildern – mit Leben gefüllt. Wo Gänse marschieren, da sind auch Menschen. Eine Wohlfühlszene.

Der Hof hat Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert. Damals musste die Familie des Gutsherrn jährlich ein Huhn und ein Bündel Flachs an das Stift Meer entrichten. In den Stiftsunterlagen vermerkt ist auch  ein Schaden von 25 Gulden, den Truppen von Karl dem Kühnen bei einem Gelage angerichtet haben.

Mauga war der Hof vorher nicht als Motiv in den Sinn gekommen. Heute ist das Gebäude marode, die Scheune  verfallen, Löcher im Dach – kein wirtlicher Ort. Aber sie hat ihre Staffelei aufgebaut und gearbeitet. Allerdings mit einem mulmigen Gefühl. Es war ein dunkler, windiger Tag, ständig knackte es irgendwo. Die Luft zwischen den Balken sang in schaurigen Tönen. Und zu allem Überfluss hatten dort tätige Arbeiter Maugamitgegeben: Ja, sicher, sie könne dort malen. Wenn sie keine Angst habe...

Das klingt nach einer schönen Spukgeschichte. Nicht von ungefähr sind Maugas Farben düster, grau, eine bedrohliche Atmosphäre, in der selbst der rote Akzent dämonisch anmutet.

Die Krefelder Jahre von Agnes waren  vom Umbruch bestimmt, Kaiserreich, Weimarer Republik, Weltkrieg.  Krefeld war noch in weiten Teilen ländlich geprägt. Viktoriaplatz, Bismarckviertel: Dort wo Krefeld heute urban ist, waren Höfe. Aber die Stadt war auf dem Sprung in die Moderne. Nicht zuletzt durch das Museum, das neue Ideen in die Stadt holte und durch die reichen Seidenbarone, die in ihren Stadtpalais‘ schicke Soireen gaben. Die Palais‘ werden sie auch in der Ausstellung finden. Agnes verkehrte dort übrigens nicht. Sie war eine gesellschaftliche Außenseiterin: eine Frau, die sich ihren Lebensunterhalt als Künstlerin verdiente, war vielen offenbar suspekt. Man war befremdet, wenn sie mit ihrem großen Florentiner Hut und in ihren Reformkleidern durch Krefeld ging – das war denn doch zu viel Moderne.

Gehen wir ins Herz der City, zum Schwanenmarkt. Da sind wieder die überbordend lebendigen Farben, die den Ort , der einst zentraler Marktplatz und Treffpunkt der Krefelder war, pulsieren lassen. Maugas Bild wird bald schon historisch sein. Denn der Schwanenmarkt erlebt seit dem vergangenen Herbst markante Veränderungen: Das ehemalige Greve-Haus ist jetzt Thalia und sieht ganz anders aus. Auch der Eingangsbereich soll in den kommenden Jahren modernisiert werden. Jede Gegenwart ist immer nur eine Momentaufnahme.

Wie der Schwanenmarkt zu  Agnes‘ Zeit ausgesehen hat, wissen wir nicht durch ihre Bilder. Hier hat die Künstlerin gepfuscht und einen Stich von 1800 kopiert. Links ist die Spitze der Alten Kirche zu sehen. Vielleicht hatte der Ort ihr nicht viel zu sagen.

Mauga ist zu ihren Motiven mehrfach gefahren, zu unterschiedlichen Tageszeiten, Witterungen, Jahreszeiten. Die Dionysiuskirchemalte sie in sonnenwarmen Frühjahrstönen und herbstlich kühlem Grün und Blau – ein Ort, unterschiedliche Empfindungen

Diesen Ort erkennen Sie: Wir sind auf Burg Linn angekommen – im Jahr 1911. Die Burg ist eine Ruine. Dass sie in den 50er Jahren wieder aufgebaut wird, erlebt Agnes Kaiser nicht mehr. Den Rittersaal gab es damals nicht, Decke und Fußboden fehlen. Auch hier ist wuchernde Wildnis. Ältere Linner erzählen, dass  sie als Kinder hier einen herrlichen Abenteuerspielplatz hatten – wie gemacht für Mutproben.

Lange musste Mauga suchen, bis sie herausgefunden hatte, von welcher Position aus ihre Kollegin damals gezeichnet hat. Der Lichteinfall eines Fensters gab schließlich den entscheidenden Hinweis.

Von Agnes Kaiser sind mehrere Burg-Bilder erhalten. Mauga hat eine Fülle von Zeichnungen und Aquarellen hier gemalt und im Atelier metergroße Leinwände gefüllt. Inspiriert von einem Auftrag von vor mehr als 100 Jahren und der Leidenschaft einer Kollegin, hat Mauga ihre eigenen Interpretationen gefunden – zu den Gedanken der Stadt.

Unternehmen Sie gleich Ihre persönlichen Streifzüge durch die Ausstellung und entdecken Sie!! Übrigens hängen die Pendants nicht immer paarweise zusammen. Manchmal darf man auch suchen, um zu finden. Mauga kann man im Zweifeslfall fragen. Und Agnes? Vielleicht finden Sie sie – etwas versteckt – in der Ausstellung.

 

Weniger…


Frauen zeigen Gesicht (2021)

Frauen zeigen Gesicht
Katalog zur Ausstellung im Rahmen der Interkulturellen Woche 2021

Ausführlichere Informationen zu diem Projekt finden sich auch hier

Wie Krefeld sein kann (2021)

Als der Chefredakteur der Rheinischen Post in Krefeld, Jens Voss, mit der Idee auf mich zukam, meine Vorstellungen von einer attraktiven Innenstadt in einer Artikelserie den Fotografien des Ist-Zustandes von Thomas Lammertz gegenüberzstellen, habe ich natürlich nicht lange überlegt. Da die dazu geplante Ausstellung im Mies-van-der-Rohe-Park coronabedingt ausfallen musste, wurden die Arbeiten aber doch zumindest im Foyer der RP-Redaktion in Krfeld gezeigt.

 

Parkschein II (2019/20)

Die Grundidee des Projektes war es, den künstlerischen Prozess im öffentlichen Raum stattfinden zu lassen und so nicht nur die Interaktion der Künstler untereinander, sondern auch den prozessbegleitenden und ggf. auch -verändernden Dialog zwischen Künstlern und Passanten, Besuchern etc. zu ermöglichen.


Dazu kamen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Frank Meyer sieben Künstlerinnen und Künstler für acht Tage in der Krefelder Fabrik Heeder zusammen, um sich dort – für die Öffentlichkeit jederzeit zugänglich – mit dem Gebäude und dessen Umgebung (Architektur, Historie, Umwelt) künstlerisch auseinanderzusetzen.

Beteiligt waren Künstlerinnen und Künstler aus der Region sowie zwei Kolleginnen aus dem Krefelder Partnerkreis Oder-Spree:

  • Karin Dörre (Mülheim/ Ruhr) – Illustration
  • Nick Esser (Düsseldorf) – Fotografische Collage
  • Mauga Houba-Hausherr (Krefeld) – Malerei
  • Julia Jarque y Jörg / Künstlerkollektiv Mürbe u. Dröge (Partnerkreis Oder-Spree)
  • Michael Lauer (Krefeld)
  • Jan Masa (Erkrath) – Fotografie
  • Ulrike Stolte (Partnerkreis Oder-Spree)

Von Samstag bis Freitag erfolgte die Arbeit öffentlich von 12-18 Uhr.

Mit der Abschlusspräsentation der entstandenen Arbeiten am zweiten Samstag (12-18 Uhr) endete das Projekt.

Eine weitere Ausstellung im Januar 2020 versammelte die seinerzeit, aber auch im Nachgang Arbeiten entstandenen Arbeiten, da die meisten der beteiligten Künstlerinnen und Künstler das Thema selbst nach Beendigung des Projektes noch weiterverfolgt hatten.


Okna / Fenster (2009)

Eine große und auch medial viel beachtete Ausstellung in meiner alten polnischen Heimat fand im April 2009 im "Dom Kultury" zu Ozimek statt. Im Mittelpunkt der umfangreichen Werkauswahl standen Gemälde, die der polnischen Lyrikerin Ewa Parma als Vorlage für mehrere ihrer Gedichte dienten. Auch waren Bilder zu sehen, bei denen wiederum ich mich von Texten der Autorin hatte inspirieren lassen.


Der Titel der Ausstellung: "Okna", zu Deutsch "Fenster", erwies sich daher in verschiedener Hinsicht als treffend. Fenster geben den Blick frei und so funktionieren zum Beispiel auch Bilder und Texte, Indem sie das zeigen, was der Künstler sieht, ebenso aber auch das, was ihn innerlich dazu bewegt, bilden sie Innen und Außen gleichermaßen ab.

Durchs Fenster zu schauen, hat im konkreten Fall aber auch bedeutet, die eigene Begrenztheit des Genres zu durchbrechen und die Zusammenarbeit mit einer anderen Kunstform zu wagen.


Auch mal anders - Deckenbilder (2008)

Meinen Einstand in den Kunstverein Weidenweg Zehn in Duisburg-Kaßlerfeld habe ich im Januar 2008 mit einer großen Ausstellung gegeben, deren Titel „Auch mal anders“ einen Verweis darauf beinhaltete, dass mir der großzügige Ausstellungsraum im Weidenweg die Erfüllung eines schon lang gehegten Wunsches ermöglichte: nicht nur die Wände zu be“stücken“, sondern - gleichsam auf den Spuren Michelangelos – auch die Decken.

In einem Prozess der etwas anderen Art entstanden mehrere Bilder, die allesamt zur Präsentation gelangten und auf einem eigens konstruierten, zwar nicht sehr bequemen, aber jedenfalls fahrbaren Holzbett angemessen begutachtet werden konnten. Noch selten habe ich eine derart ausgelassene und gutgelaunte Vernissage erlebt wie diese.

 

Paradise Boxes (2018)

In Zeiten wie diesen, in denen es Hoffnung, Zuversicht, der Glaube an das Gute und Wahrhaftige nicht immer leicht haben und die Aussicht auf eine düstere Zukunft viel näher zu liegen scheint als der mutige und optimistische Blick nach vorn, setzt die Wanderausstellung „Paradise boxes“ einen Kontrapunkt.

Zwanzig Einzelobjekte visualisieren die intellektuelle und künstlerische Auseinandersetzung ihrer jeweiligen Schöpferin (Mitglieder des Vereins Düsseldorfer Künstlerinnen und Gäste aus den Niederland, Polen und Norwegen) mit dem durchaus auch unbiblisch denkbaren „Paradies“ und laden in der Gesamtschau zu einem Bummel durch eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Szenarien zum Thema ein.

Mein Beitrag verstand sich als eine Liebeserklärung an Mageroya (norweg. für „karge Insel“), eine norwegische, von rund 3.000 Menschen bewohnte Insel im Nordatlantik, etwa sechs Kilometer vom Festland entfernt.

"Nein, mein Mageroya ist nicht karg, nicht öde, nicht abweisend und trist.
Mein Mageroya ist reine, atemberaubende Form von berückender, steinerner Schönheit in ungestüm wechselndem Licht, ein Paradies, in dem auch hier und da ein Rentier an der Flechte nagt."

Bisherige Stationen waren:

  • Südbahnhof Krefeld (2018)
  • Verwaltungsgericht Düsseldorf (2019)
  • Frauenmuseum Bonn (2020)

Es folgen:

  • Galeria ZAPP | Opole (PL)  
  • Strehlitz  
  • Nieuwegein (NL) (2021)
  • Honninsvag (N)

Zgliszcza | Trümmerland (2015)

Bisher habe ich noch keinen Text von Wolfgang Borchert lesen können, ohne zu weinen. Schon deshalb war es unausweichlich, dass seine Textgemälde, in denen hinter Trümmern, Staub und Leid immer auch eine tiefe Humanität und Hoffnung aufscheint, früher oder später auch Eingang in meinen malerischen Kosmos fanden.

Ergebnis war das Ausstellungskonzept "Zgliszcza | Trümmerland - Auf den Spuren von Wolfgang Borchert" mit 12 großformatigen Gemälden und einer Installation, das zuerst in der Bunkerkirche Düsseldorf (2015) präsentiert wurde und daraufhin als Wanderausstellung an folgenden Orten zu sehen war:

  • Muzeum Edyty Stein, Lubliniec (2015)
  • Muzeum Powstancow Slaskich zu Gora Sw. Anny (2017)
  • Szkolna Galeria Plastyczna K. Gryc, Szczedrzyk (2018)
  • Galeria Strzeleckiego Osrodka Kultury (2017) 
  • Ökumenische Begegnungsstätte Krefeld-Hüls (2020)

 

Inner landscapes (2005)

Unter dem Titel „Exchange – Tanzkunst in Krefeld“ initiierte das Krefelder Kulturbüro im Jahre 2005 vier Tanzproduktionen, an denen neben überregional bekannten Choreographen und Tänzern auch jeweils Krefelder Künstler beteiligt waren.

Meine in diesem Rahmen erfolgende Zusammenarbeit mit der Kölner Choreographin Suna Göncü und die Fertigung des Bühnenbildes für ihr Tanzprojekt waren für mich eine große Herausforderung.

Sehr schnell war in ersten Gesprächen deutlich geworden, dass unser Ziel nicht ein klassisches Bühnenbild war. Meine Aufgabe sollte nicht darin bestehen, den optischen Hintergrund für ein Bühnenprojekt zu schaffen, sondern vielmehr den Tanzboden. Die diesem Ansatz zugrundeliegende Idee war, den herkömmlichen Entstehungsprozess zu verkehren: Das Bühnenbild ist nicht Ergänzung des tänzerischen Geschehens, sondern Ausgangspunkt und figürliche Grundlage für die Entwicklung der Choreographie.

Im Sommer begann ich mit der Herstellung der Entwürfe im Maßstab 1:10, aus denen die Choreographin, die Tänzerin und ich schließlich einen zur Vergrößerung auf das erforderliche Maß von 8 x 8 Metern auswählten. Diese Arbeit erfolgte innerhalb von drei Wochen in einem großen Raum der Fabrik Heeder, den mir das Kulturbüro zu Verfügung gestellt hatte, und war auf vielfache Weise bemerkenswert und ungewöhnlich: Ich malte mein Bild, indem ich mich auf ihm bewegte, mit Pinseln, Quasten und Rollen, genoss die Freiheit und Großzügigkeit der Fläche und erlebte Malen in einer völlig neuen Perspektive.

Im Ergebnis stellt es für mich einen außerordentlichen Reiz dar, die Zweidimensionalität des Bildes durch die tänzerische Bewegung in eine dritte Dimension überführt zu sehen. Das Bild gewinnt dadurch über seine visuelle Ästhetik hinaus ein eigenes Leben.